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Landtag
Landtag | 11.01.2023 | 18:18
Plenarsitzung – Ein grünes Dach für Sadobre & Co. - mit neuem VIDEOLINK
Antrag von Perspektiven Für Südtirol
Video (Landtag/GNews): https://fromsmash.com/rgfCvkLOti-dt
Es gehe in seinem Beschlussantrag Nr. 625/22 Ein grünes Dach für Sadobre & Co. (eingebracht vom Abg. Faistnauer am 23.09.2022) vor allem um Parkplätze, führte Peter Faistnauer (Perspektiven Für Südtirol) aus. Im Antrag heißt es, der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, 1. zu eruieren, welche Bedürfnisse bezüglich Parkplätze seitens der Nutzer und des Umweltschutzes vorliegen, welche konkreten Möglichkeiten hinsichtlich Potenzial seitens öffentlicher sowie privater Strukturen, insbesondere der A22 Brennerautobahn vorhanden sind und jeweils eventuelle Kosten sowie potenziellen Gewinne zu beziffern und zu bewerten; 2. zu eruieren, ob die gesetzlichen Voraussetzungen vorhanden sind oder wo die Landesregierung ergänzend eingreifen kann, um der A22 Brennerautobahn AG die Umsetzung nachhaltiger Parkplatzprojekte zu ermöglichen; 3. eine Machbarkeitsstudie auszuarbeiten, um Pilot- und Forschungsprojekte unter Einbindung des Versuchszentrums Laimburg, von Stakeholdern, Betreibern und Fachleuten zu initiieren, um verschiedene Parkflächen beim Autohof Sadobre und anderen öffentlichen oder privaten Strukturen mit umwelt- und klimafreundlichen Überdachungen umzugestalten inklusive genauer Berechnungen hinsichtlich dadurch generierter Kosten, Einkünfte bzw. Einsparungen und: a) bei einer Überdachungsvariante deren Begrünung vorzusehen; b) bei einer Überdachungsvariante deren Begrünung und Nutzung als öffentliche Erholungszone vorzusehen; c) bei einer Überdachungsvariante deren Begrünung, Nutzung als öffentliche Erholungszone und Kombination mit Fotovoltaik (PV) vorzusehen; d) bei einer Überdachungsvariante den Anbau von Lebensmitteln vorzusehen; e) bei einer Überdachungsvariante Stromgewinnung mittels PV-Paneelen zur Deckung des Eigenbedarfs (Struktur, Fahrzeuge) vorzusehen; f) bei einer Überdachungsvariante eine Energiegemeinschaft vorzusehen; g) bei einer Überdachungsvariante die Doppelnutzung von landwirtschaftlicher Nutzung und Energiegewinnung vorzusehen; h) bei einer Überdachungsvariante die Nutzung anderer alternativen Systeme der Energiegewinnung wie Erdwärme vorzusehen; sowie 4. für den in Planungsphase befindlichen neuen Autobahnparkplatz in Neumarkt eine Machbarkeitsstudie mit Dachbegrünung und PV-Energiegewinnung inkl. Kosten und Einnahmen vorzusehen.
Faistnauer wies darauf hin, dass Parkplätze lange Zeit rein funktional geplant und gebaut wurden, mit möglichst viel Platz für parkende Fahrzeuge, meist asphaltiert und kahl, mit sehr wenig Grün und oft ohne Rücksicht auf Natur und Landschaft. Auch in Südtirol war diese Art des Parkens nicht unüblich, aber sie war mit Flächenverbrauch, Versiegelung und hohen Kosten verbunden. Nachdem die "Nebenwirkungen" der Bodenversiegelung im großen Stil bekannt waren, wurden bereits verschiedene Verbesserungen für Autofahrer und Natur angedacht und umgesetzt: So könnten begrünte Dächer die Auswirkungen extremer Witterungsbedingungen abmildern, der Bodenversiegelung entgegenwirken, über Fotovoltaikanlagen Energie für Elektroautos erzeugen und - warum nicht - den Anbau von Weizen oder Salat ermöglichen. Als markantes Beispiel nannte Faistnauer den Lkw-Parkplatz Sadobre, eine riesige asphaltierte Fläche von etwa 27 Hektar mit nur wenigen einsamen Bäumen. An einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung gelegen und mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen biete Sadobre Parkplätze für etwa 600 Lkw, doch Insider berichten, dass zu Spitzenzeiten bis zu 1.000 Lkw dort parken. Hinzu kamen die Parkplätze der Krankenhäuser in Bozen und Meran, die Parkplätze der Sport- und Kultureinrichtungen wie das Bozner Lido oder der Kalterer See, die zahlreichen Parkplätze der Talstationen der Skilifte, der Parkplatz der Bozner Messe: alles Einrichtungen, die viel Energie benötigten. Mit begrünten Dächern könnten geeignete Parkplätze und Klimaausgleichsflächen geschaffen werden: Das wäre nicht nur im Sinne einer umweltfreundlicheren Mobilität, sondern würde auch bessere Bedingungen für Fahrer zum Anhalten und Ausruhen mit sich bringen. Darüber hinaus könnte durch die Installation von Fotovoltaikanlagen Energie erzeugt werden.
Hanspeter Staffler (Grüne) wünschte seinem Kollegen viel Glück und erinnerte daran, dass ein ähnlicher Beschlussantrag seiner Fraktion im Mai mit 16 Ja und 16 Nein abgelehnt worden sei. Die derzeitige Machart der Parkplätze lasse das Wasser nicht abfließen, es sei kein günstiger Lebensraum für Insekten und stelle eine große Wärmequelle dar. Die Verwendung eines anderen Belags als Asphalt wäre ein Vorteil. Der Vorschlag des Abg. Faistnauer sei sehr weit gedacht. Es sei wichtig, dass in diese Richtung klare Konzepte entwickelt würden. Es gebe bereits Länder, die Entsiegelungskonzepte entwürfen - versiegelte Flächen würden wieder aufgerissen, dafür gebe es auch Fördergelder. Jeder Versuch, eine entsiegelte Fläche zu schaffen, würde von den Grünen unterstützt.
Helmut Tauber (SVP) erklärte, es sei im Interesse aller, sich mit Themen, wie dem im Beschlussantrag behandelten, zu befassen und wies auf eine Veranstaltung am Vortag in Sterzing hin, bei der über die Herausforderungen diskutiert worden sei, vor denen das Land stehe. Es gebe einen Klima- und einen Mobilitätsplan, die das ganze Land einbezögen. Man dürfe also nicht nur an zwei Projekte denken, sondern an das ganze Land und ganzheitlich. Die Konzession für die Brennerautobahn würde Möglichkeiten dafür schaffen. Er hoffe, dass der diesbezügliche Stempel bald käme.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) zeigte sich mit dem Antrag einverstanden und unterstrich, es sei wichtig, dass Parkplätze bzw. große Flächen künftig nicht mehr versiegelt würden. Darauf solle man sich einigen. Es gebe dazu bereits entsprechende Möglichkeiten, beispielsweise Materialien. Der Abg. Faistnauer habe recht damit, über alternative Nutzungsmöglichkeiten solcher großen Flächen nachzudenken. Die Versiegelung großer Flächen im Land bringe Problematiken mit sich, mit denen auch Kosten verbunden seien.
LR Daniel Alfreider erklärte, er sei überzeugt davon, dass das Konzept des Green Corridor in diesem Zusammenhang vorteilhaft sei - deshalb sei es erfreulich, dass dieses ins PPP-Projekt der Brennerautobahn integriert worden sei. Der Ausbau der Raststätten sei einer der wesentlichen Punkte. Die Gesellschaft habe überall dort geplant, wo es technisch auch sinnvoll sei. Wenn das gesamte Sadobre-Areal überdacht werden würde, würde es aber auch kritische Punkte geben, zum Beispiel hätten Lkw mit Verbrennermotoren bestimmte Emissionen. Es seien aber im PPP-Projekt für die kommenden 20 Jahre viele Maßnahmen vorgesehen. Man habe nicht die Voraussetzung gesehen, dem Beschlussantrag zuzustimmen. Doch wolle er dem Abg. Faistnauer die Auflistung der vorgesehenen Projekte übergeben, die durchgeführt würden, sollte die Brennerautobahngesellschaft die A22-Konzession erhalten.
Faistnauer merkte an, es sei in seinem Beschlussantrag nicht vorgesehen, dass die gesamten 27 Hektar des Sadobre-Areals überdacht würden, sondern lediglich die Parkplätze. Er ersuchte um eine getrennte Abstimmung nach Punkten, denn vor allem Punkt 4 seines Antrags läge ihm am Herzen. In diesem gehe es um den in der Planungsphase befindlichen neuen Autobahnparkplatz in Neumarkt.
Zum Thema Fotovoltaik ergänzte LR Alfreider, er sei froh darüber, dass LR Maria Hochgruber Kuenzer einen Vorschlag in die Landesregierung gebracht habe, wo es um die Möglichkeit der Installation von Fotovoltaikanlagen auf Parkplätzen gehe. 152 Hektar Parkplätze gebe es in Südtirol, wo es ein Potenzial für solche Projekte gebe.
Der Antrag wurde in Teilabstimmungen zu den Prämissen und den einzelnen Punkten mehrheitlich abgelehnt.
Die Sitzung wird morgen, Donnerstag, 12. Jänner 2023, ab 10 Uhr fortgesetzt.
(tres)